„Wir haben vor, mittelfristig unsere Firma in Weingarten zu verkleinern zugunsten unseres neuen Unternehmens Mintzel-Druck“, sagt Peter Gänßlen. Der neben ihm sitzende Verleger Stephan Hoermann nickt zufrieden und fügt hinzu: „Mein Nachfolger ist besessen von dem Willen, das älteste Druckhaus Deutschlands zu neuem Glanz zu führen.“
Die Sätze, die am Freitag bei einem Pressegespräch in Anwesenheit des Insolvenzverwalters im Druckhaus Mintzel-Münch fallen, geben Anlass zu Zuversicht, aber sie besiegeln auch das Ende eines großen Kapitels deutscher Druckgeschichte: Von 1625 an bis heute war die Firma Mintzel-Druck in der Hand einer Familie. Gegründet von Johann Albrecht Mintzel am 2. Mai 1625, standen elf Generationen der Familien Mintzel und Hoermann – allesamt miteinander verwandt – an der Spitze des ältesten Druckhauses Deutschlands. Jetzt, ab 1. Mai dieses Jahres, geht Mintzel-Druck in den Besitz des 56 Jahre alten Druckerei-Unternehmers Peter Gänßlen aus Weingarten in Baden über. Der neue Inhaber, ein Experte in Sachen Offset- und Digitaldruck, möchte die Firma mit neuester Technologie und modernsten Druckverfahren wieder „fit machen für den harten Wettbewerb“. Der Fachmann spricht unter anderem von „klimaneutralen Druckerzeugnissen“ und von „höchster Qualität durch Anwendung von Verfahren wie Folienkaschierung und Staccato-Rastertechnologie“.
Das letzte Mitglied der Drucker-Dynastie Mintzel-Hoermann, Stephan Hoermann, zieht sich nach der Abwicklung der Insolvenz, die Mitte Januar beantragt worden war, aus dem Druckhaus zurück.
Auf die Frage der Frankenpost, ob unternehmerische Fehler und Versäumnisse die Ursache für die Insolvenz gewesen sein könnten, winkt Insolvenzverwalter Dr. Bernd Schneiderbanger ab: „Die Druckbranche leidet seit Jahren an zweistelligen Umsatzeinbußen“, sagt Schneiderbanger. „Durch die Elektronisierung der Technik, durch Internet, E-Mail und zunehmende papierlose Kommunikation brechen die Aufträge weg – aber die Kosten bleiben.“ Hinzu komme seit Herbst 2008 die Wirtschaftskrise, die bei vielen Kunden zur Zahlungsunfähigkeit geführt habe.
Verleger Stephan Hoermann ergänzt: „Wir sind ohne Schulden in die Insolvenz gegangen, haben den Antrag rechtzeitig gestellt.“ Als er vom Berichterstatter nach konkreten Beispielen gefragt wird, was zur Krise geführt habe, antwortet er: „Allein durch die EU-Osterweiterung haben wir Aufträge an Konkurrenten in Tschechien im Hunderttausender-Bereich verloren. Und die Insolvenz der Rosenthal AG bringt uns ebenfalls Auftragsverluste im sechsstelligen Bereich.“