Schock für 140 Beschäftigte in Hof:
Insolvenz trotz voller Auftragsbücher
Unternehmen schiebt Hausbank den schwarzen Peter zu, die wehrt sich: „Uns trifft keine Schuld“
Schock für 140 Beschäftigte:
Die traditionsreiche, weltweit tätige Hofer E+M Bohr-GmbH hat Insolvenzantrag gestellt – und das, obwohl die Auftragsbücher voll sind. Das Unternehmen macht ihre Hausbank, die Volks- und Raiffeisenbank (VR), für die finanziellen Probleme verantwortlich; das Institut weist die Vorwürfe zurück.
HOF – Die Firma, die seit 1918 besteht und ohne Unterbrechung in Familienbesitz ist, meldete die Zahlungsunfähigkeit am vergangenen Freitag beim Amtsgericht Hof an. Geschäftsführer Diplomingenieur Christian Etschel erklärte in einer Pressemitteilung, Ursache sei „die Kündigung des Betriebsmittelkredits durch die Hofer VR-Bank“. Wörtlich: „Trotz wochenlanger, intensiver Gespräche mit mehreren Banken gelang es nicht, eine Lösung zu finden, um eine Fortführung der Kredit-Engagements zu ermöglichen. Die VR-Bank lehnte das Angebot des Unternehmens ab, den Kredit voll zu besichern – teils durch Gesellschafter-Sicherheiten und teils durch Forderungs-Abtretung und durch Übereignung von Gerätschaften. E + M hatte die bestehende Kreditlinie nie überschritten und Löhne, Zinsen und Sozialversicherung stets zuverlässig bezahlt.“
Etschel bedauerte es „angesichts der 140 Arbeitsplätze zutiefst, zu diesem Schritt gezwungen gewesen zu sein“. Er betonte, der sei zuversichtlich, dass die Krise bewältigt werden könne, und sagte „größtmögliche Unterstützung“ zu, um die Chance auf Rettung des Unternehmens zu wahren. „Erste Gespräche mit Investoren, die an einer Fortführung interessiert sind, lauf bereits.“
E + M sei „bestrebt, die vorliegenden Aufträge auszuführen. Auch in der Insolvenz wird die Firma nach derzeitigem Kenntnisstand dazu in der Lage sein. Die Auftragsbücher sind voll.“
Weitere Auskünfte wollte Etschel nicht geben. Auf Anfrage erklärte er gestern lediglich: „Wir sind in Verhandlungen und auf einem guten Weg“. Kündigungen seien nicht ausgesprochen. Der Insolvenzverwalter, die Hofer Kanzlei Dr. Schneiderbanger & Kollegen, will sich „vorerst“ nicht zu dem Insolvenzfall äußern. Betriebsratsvorsitzender Thomas Horn teilte mit, die Belegschaft sei am Freitag über die Lage unterrichtet worden. „Wir waren völlig überrascht. Wir hoffen, es wird weitergehen, ob nun mit einem neuen Eigentümer oder mit dem alten.“ Das Kreditinstitut, gegen das Etschels Vorwurf zielt, wie „jegliches Verschulden an der Insolvenz zurück“. Der Vorstandsvorsitzende der VR-Bank Hof, Erich Schaller, hob hervor: „Die Bank hat in intensiven Gesprächen sowohl vor als auch nach der Kreditkündigung die Möglichkeiten einer banküblichen Besicherung der Kreditlinie aufgezeigt. Dass letztendlich keine Einigung erzielt werden konnte, ist nicht uns zuzurechnen.
Quelle: Frankenpost / Hofer Anzeiger