HOF – Wie kommt es, dass ein Unternehmen, damit mit Aufträgen ausgelastet ist, Antrag auf Insolvenz stellt? Die Hofer E + M Bohr-GmbH schiebt der Hausbank, der Volks- und Raiffeisenbank, den Schwarzen Peter zu, weil das Institut der Firma die Kredite gekündigt hat.
Ein mit dem Insolvenzrecht vertrauter Fachmann erklärte gegenüber unserer Zeitung, bei Verhandlungen zwischen Firmen und Banken über neue Kredite und die Bestätigung oder die Verlängerung bestehender Kreditlinien seien für Banken Sicherheiten wichtig, die auch einer Insolvenz Stand hielten: „Sie müssen insolvenzfest sein.“
A und O: Werthaltigkeit
Das treffe jedoch auf Forderungs-Abtretungen oder Sicherungs-Übereignung von Geräten nicht zu, weil bei Zahlungsunfähigkeit beides vom Insolvenzverwalter kassiert werde, von Banken also nicht zu verwerten sei. Entscheidend für Kreditinstitute seien bankübliche Sicherheiten, etwa werthaltige Bürgschaften oder Grundschulden. Wenn die nicht vorlägen, werde das geschäftliche Risiko eines Unternehmens auf die Bank verlagert – die sich davor abzuschirmen habe.
Was den Fall E + M in Hof betrifft, so kann die Gewerkschaft den Insolvenzantrag nicht nachvollziehen. Volker Seidel, Fachsekretär der IG Metall, die zusammen mit der IG Bau die organisierten Arbeitnehmer der Teilbereiche Fertigung und Bohrbetrieb vertritt, sagte: „Wir sind auch nicht aus dem Antrag schlau geworden. Es ist ein schwieriges Bild, das Ganze. Das Unternehmen sollte vor zirka einem halben Jahr verkauft werden, es gab wohl um die zwanzig mögliche Interessenten, aber die Sache wurde dann nicht weiterverfolgt.“
Dramatisch – oder nicht?
Ob der Insolvenzverwalter, die Hofer Kanzlei Dr. Schneiderbanger & Kollegen, das Insolvenzverfahren tatsächlich eröffnen wird, bleibt abzuwarten. Zu hören ist, dass die Zahlen des Unternehmens im Verlaufe des Vorjahres zwar schlecht geworden sind, aber die Lage der Firma insgesamt wirtschaftlich nicht dramatisch sein soll.
Wird dem Insolvenzantrag stattgegeben, erhalten die Beschäftigten rückwirkend vom Tag der Eröffnung des Verfahrens drei Monate lang Insolvenzgeld. Es kommt aus einem Topf der Berufsgenossenschaften der Arbeitgeber, ausgezahlt wird es von der Bundesagentur für Arbeit. Die Höhe entspricht dem bisherigen Nettolohn. Später dann zahlt der Insolvenzverwalter als Zwischen-Eigentümer des Betriebs die Löhne und Gehälter; Richtschnur ist der jeweils geltende Branchen-Tarifvertrag.
High-Tech-Geräte
Zum Hofer Familienbetrieb und einstigen Großunternehmen Etschel & Meyer gehörte bis vor wenigen Jahren neben E + M auch die Firma EMU Unterwasserpumpen, die Anfang 2003 an die Dortmunder Wilo AG veräußert wurde.
E + M hatte mit EMU früher deutschlandweit 800 Beschäftigte, nun sind es noch 140. Gesellschafter der Bohr-GmbH ist laut Amtsregister die EM Holding GmbH & Co. KG, deren vier Kommanditisten – mit einem Anteil von je 7500 Euro – Christian, Rainer, Gerhard und Rudolf Etschel sind. Rudolf ist schon vor Jahren aus dem Unternehmen ausgeschieden. E + M produziert High-Tech-Geräte nicht nur für den eigenen Bedarf, ist eines der führenden deutschen Unternehmen für Brunnenbohrungen und hat Kunden in Europa und weltweit. 2002 gelang der Firma die bisher tiefste Bohrung in Bad Aibling mit 2300 Metern. Auch bei der Suche nach Thermalquellen ist und war sie gefragter Partner – so in Bad Rodach, Bad Lobenstein und Sybillenbad.
Quelle: Frankenpost / Hofer Anzeiger